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Wiederaufbau des historischen Kohler-Hauses in Oberstaufen

Kohler Haus

Beitrag von Marianne Thommel

Wiederaufbau des historischen Kohler-Hauses in Oberstaufen

Wiederaufbau des historischen Kohler- Hauses in Oberstaufen

Arbeit mit einem Baukasten aus Altholz

Stapelweise sind alte Holzbalken aufgeschichtet auf dem Grundstück von Georg Wagner, dem Vorsitzenden des Heimatdienstes Oberstaufen. Auf der nahen Wiese befinden sich an die 30 weitere – nebeneinander ausgelegt. Die meisten fein säuberlich beschriftet mit Länge, Breite und möglicher Verwendungsweise. 

Dieses Materiallager aus bis zu 200 Jahre alten Balken schreitet Armin Mohr aus dem HOLZBAU MOHR-TEAM immer wieder mit Kennerblick ab: Studiert die Zahlen, mustert die Qualität des Holzes und die Beschaffenheit der einzelnen Balken. Er ist auf der Suche nach dem optimalen Stück Altholz für die einzelnen Bestandteile der Wand, an der er aktuell arbeitet. 

Was hier noch nicht annähernd zu erkennen ist, hat in der Vorstellung des Zimmerers und auf seinen selbst entworfenen Plänen längst konkrete Gestalt angenommen: Der hintere Teil des Kohler-Hauses. 

Den ehemaligen Wohntrakt des 200 Jahre alten Hauses richtete der Heimatdienst Oberstaufen zusammen mit HOLZBAU MOHR bereits im Oktober 2024 auf dem Museumsareal „Beim Strumpfar“ auf. Bis 1993 stand das nach seinem letzten Besitzer benannte Kohler-Haus in der Ortsmitte von Oberstaufen. Als es dort abgerissen werden sollte, bewahrte der Heimatdienst das historische Gebäude vor dem Verschwinden. Balken für Balken wurde fachmännisch abgetragen, Brauchbares gekennzeichnet und eingelagert.

Jetzt – 2025 – ist es so weit: Aus dem sehr gut erhaltenen Bestand, ergänzt um anderes Altholz, soll das Kohler-Haus in massiver Holzbauweise vollständig rekonstruiert werden. Anschließend lässt sich darin altes Handwerk besichtigen: Vorgesehen sind Ausstellungsräume für eine Nagelschmiede oder einen Wagner. Auch einen Tante-Emma-Laden wird es geben. 

Rekonstruktion des Kohler-Hauses nach alter Zimmermannskunst

Doch bis das historische Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, hat Armin Mohr eine echte Mammutaufgabe zu bewältigen: Aus dem Altholz-Baukasten in mühsamer Kleinarbeit eine tragfähige Konstruktion in Riegelwerk erstellen. Das ist komplex, kompliziert und zeitintensiv. 

1. Sichtung des Holzes

Zunächst müssen die alten Balken gesichtet, dann zumindest auf einer Seite abgehobelt werden. Erst wenn sie vom Schmutz der Jahrhunderte gesäubert sind, lässt sich ihr Erhaltungszustand abschließend beurteilen. Halten sie dann noch Armin Mohrs Prüfblick bestand – sowie Georg Wagners, der als gelernter Zimmerer trotz seiner 85 Jahre das Projekt eng begleitet, – kommt das Schwierigste: Die Arbeit mit den Gegebenheiten. 

So kann es sein, dass ein Balken die benötigte Länge sowie Höhe hat, allerdings Schadstellen aufweist oder in sich verdreht ist. Deshalb gilt es, permanent neu zu überlegen, ob das Holz für die vorgesehene Stelle geeignet ist. Kleine Schadstellen lassen sich ausbessern. Entdeckt Armin Mohr jedoch, dass das ausgewählte Holz den statischen Ansprüchen an der entscheidenden Position nicht genügt oder ein Bundbalken doch zu verdreht ist, beginnt die Suche von Neuem. 

2. Kunstvolles Erstellen der Verbindungen

Die Wände des Anbaus werden in Riegelwerk gefertigt. Die Verbindungsstellen entstehen händisch. Während sie bei Neubauten maschinell in der Abbund-Straße aus absolut geradem und gleichstarkem Holz gefertigt werden, greift Armin Mohr bei diesem Projekt zu Anreißwinkel und Bleistift. Immer wieder dreht und wendet er das Altholz. Schließlich gibt es keine Vorlage, die eins zu eins ausgewechselt werden kann. Bei dieser kniffligen Aufgabe braucht es Liebe zum Detail, ein großes Gespür für Altholz und sehr viel Erfahrung darin, von Hand zu arbeiten. Dass Armin Mohr in dieser Arbeit aufgeht, ist deutlich zu sehen. 

Seine knapp 50 Jahre Berufserfahrung kommen dem Zimmerer dabei ebenso zugute, wie die Tatsache, dass er das Anreißen noch von der Pike auf gelernt hat. So entstehen selbst da Verbindungen, wo eine Kante längst rund geworden ist. 

Anschließend wird das Holz ausgeschafft. Bei dieser kleinteiligen Arbeit kann allein schon die Herstellung des oberen Bundes einer Wand eineinhalb Tage Arbeitszeit in Anspruch nehmen. 

Deshalb ist es gut, dass Kilian Wagner, Lehrling im HOLZBAU MOHR-TEAM und Enkel des Vorsitzenden des Heimatvereins, immer wieder mit dabei ist und zuarbeitet. 

3. Systematisches Stapeln fertiger Teile

Anschließend werden alle neu gefertigten Bausteine der Wände für den Anbau des Kohler-Hauses beschriftet und systematisch aufgeschichtet. Ist das geschafft, wird die Dachkonstruktion erstellt und fein säuberlich geordnet dazu gelegt. 

Das Heimatmuseum wächst!

Im August soll der Anbau des Kohler-Hauses auf dem Museumsareal „Beim Strumpfar“ aufgerichtet werden. Nach wochen- und monatelanger Vorarbeit lassen sich dann alle Teile aus dem Altholz-Baukasten in ein bis zwei Tagen zusammenstecken. Und das Kohler-Haus steht wieder in voller Länge von 28 Metern in Oberstaufen! 

Tauche ein in die Geschichte Oberstaufens!

Das Museumsareal „Beim Strumpfar“ befindet sich in Oberstaufen an der Straße nach Kalzhofen. Nach und nach entstand dort ein Freilichtmuseum, das einen Einblick in das bäuerliche Leben der vorigen Jahrhunderte bietet. Neben rekonstruierten historischen Gebäuden kann man dort auch Ausstellungsäume besuchen. 

Die Öffnungszeiten lassen sich der Homepage des Marktes Oberstaufen entnehmen.

Und übrigens: 2024 erhielt dieses Museumsareal den Schwäbischen Museumspreis! 

Original Foto des Kohler Hauses

Infos zum Gebäude

Größe: 9,10 x 12 Meter (vorderer Teil), 9,10 x 16 Meter (hinterer Teil) 

Nutzfläche: 709,6 m² (Keller, EG, OG) 

Bauweise: Fleckenbau (vorderer Teil), Fachwerk (hinterer Teil) 

Baujahr: Anfang 1800, Abbruch 1993, Rekonstruktion 2025 

Adresse: Heimatmuseum „Beim Strumpfar“, Jugetweg 10, 87534 Oberstaufen 

Entwurfsplan: Architekturbüro Jan Fässler, Oberstaufen 

Bauzeichnung und Planungsleistung (Skizzen): Armin Mohr, HOLZBAU MOHR 

Bauleitung: Heimatdienst Oberstaufen, HOLZBAU MOHR 

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